Keine Stellungnahme der IZK+F
Ein Anschlag auf die kulturelle Filmförderung – und weit und breit keine Strategie
Berlin, den 21.05.2021
Sehr geehrte Frau Staatsministerin Prof. Grütters,
Sehr geehrte Frau Schauz,
Sehr geehrter Herr Dr. Jan Ole Püschel,
herzlichen Dank für Ihren Brief vom 03.05. und Ihre Einladung, Stellung zu nehmen. Die „Initiative Zukunft Kino+Film“ begreift die Filmförderung ganzheitlich und vermisst eine längerfristige Perspektive. Eine Stellungnahme zur Novellierung der Richtlinie für die kulturelle Filmförderung der BKM erscheint uns unter den
gegebenen Voraussetzungen nicht zielführend.
Insbesondere der Vorstoß der BKM, die kulturelle Filmförderung auszuhöhlen und die Stoffentwicklung für Dokumentarfilme zu streichen, ist ein Affront gegen jede konstruktive Zusammenarbeit mit den deutschen Filmschaffenden.
Grundsätzlich begrüßen wir, dass die BKM sich erstmals bereit erklärt, dieFilmbranche zu diesem Thema anzuhören. Ihr Vorschlag zu Zeitablauf und Verfahren ist allerdings inakzeptabel. Dass die BKM den Verbänden, Initiativen und Institutionen zur Abgabe von schriftlichen Stellungnahmen einen Vorlauf
von nur wenigen Arbeitstagen einräumt, spricht weder für Neugier auf differenzierte Auskünfte, noch für ein aufrichtiges Bemühen um Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Zudem werden bereits im Juli die Richtlinien erneuert. Wie sollte in diesem knappen Zeitraum denn ein ernsthafter Novellierungsprozess unter
Berücksichtigung der Stellungnahmen überhaupt möglich sein?
Ihr schnelles Vorgehen hinterlässt den Eindruck, dass die BKM nur „auf Sicht“ handelt, ohne nachhaltige Ergebnisse erzielen zu wollen. Beziehen Sie die Branche nur pro forma ein? Soll es hingegen um die Sache, also um grundlegendverbesserte Förderstrukturen gehen, müsste die Filmförderung insgesamt in
ihrer jetzigen Gestalt auf den Prüfstand gestellt und neu organisiert werden, anstatt auch in der größten Krise des deutschen Kinos der letzten 70 Jahre wieder nur an kleinen Stellschrauben der vorhandenen, unzureichenden Richtlinien
zu drehen.
Wir begrüßen und teilen Ihre Einschätzung, dass die Zug- und Strahlkraft des deutschen Films verbessert werden sollte. Dem ist aber nicht durch bloße Verschiebung der ohnehin zu geringen Mittel der kulturellen Filmförderung beizukommen. Nein: Ihre zutreffende Einschätzung verlangt eine grundlegende
Infragestellung der bisherigen Filmförderung. Stattdessen freut sich Ihr Referat in der Zwischenbilanz der Kulturellen Filmförderung über die Erfolge in einem selbstreferentiellen System: Die von der BKM geförderten Projekte erhalten
Auszeichnungen beim von der BKM gestifteten Deutschen Filmpreis und werden auf der von der BKM maßgeblich finanzierten Berlinale uraufgeführt. Sind dies die wichtigsten Erfolgskriterien der BKM für deutsche Filme?
Der deutsche Film braucht eine neue Gesprächskultur, die Widersprüche aushält. Der deutsche Film braucht partnerschaftliches Agieren aller Teile der Branche.
Wir setzen uns für ein Modell ein, das künstlerische Wagnisse ermöglicht. Eine genaue Untersuchung der durch die Pandemie beschleunigten Marktveränderungen sowie der Wirksamkeit der Filmfördermechanismen zur Unterstützung von künstlerisch-kulturellen Erfolgen ist hierfür angebracht. Wir unterstüt-
zen daher die Forderung nach einer unabhängigen Studie zur Evaluation der gegenwärtigen Lage und zur Praxis der Filmförderung, deren Zielsetzung und Kriterien unter Einbezug der ganzen Filmbranche etabliert werden. Vor diesem Hintergrund ist es dringend nötig, dass die BKM sich in ihrer Struktur und ihrem
Vorgehen Prinzipien von Transparenz und Chancengleichheit verschreibt.
Wir freuen uns gleichwohl auf die Fortsetzung der Gespräche!
Mit freundlichen Grüßen
Die Initiative Zukunft Kino+Film