Lasst uns
das Kino
von der
Leine
Nehmen!
Kino und Film sind sehr vieles: aufregend, anregend, leise, aktuell, zeitlos, sowohl Kunst wie ein Wirtschaftsfaktor, ein Job, eine Berufung, etwas Kalkuliertes oder Unkalkulierbares.
Wir verstehen es als die große Qualität dieses Mediums, dass ein und derselbe Film aus unterschiedlichen Blickwinkeln beglückend, verstörend, auf den Punkt oder auch einfach daneben sein kann. Wir wollen das Kino als Kunstform stark machen, um seine Vielfalt zu feiern. Wir wollen eine größere Bandbreite dessen, was in Deutschland an Kinofilmen entwickelt, produziert, vertrieben, programmiert, besprochen und vom Publikum wahrgenommen wird.
Jeder Film ist ein Kunstwerk
– umgekehrt können auch rein künstlerisch intendierte Filme wirtschaftlich erfolgreich sein. Ebenso wie das einzelne Filmwerk ist das Verständnis von Erfolg vielfältig und offen zu bewerten. Erfolg misst sich nicht an absoluten oder relativen Publikums- und Umsatzzahlen allein. Manche Filmwerke werden erst über einen längeren Zeitraum oder nach anderen Maßstäben erfolgreich und neu bewertet.
Die herrschenden Bedingungen der Entstehung und der Verwertung von Filmen in Deutschland werden diesem offenen Verständnis von Kino und Filmkunst nicht gerecht. Die Frage, die in den Mittelpunkt aller Diskussionen über Verbesserungen gehört, ist: Wie kann sich das in diesem System Mögliche dem Erträumten annähern? Irgendwann irgendwie sehnen sich alle nach dem Besonderen, dem Überraschenden, dem Unerwarteten und dem Ungezügelten. Darum bedarf Unangepasstes der gezielten Förderung, künstlerische Unabhängigkeit muss ebenso ermuntert werden wie die Risikofreude und Neugierde der Filmschaffenden, der Herausbringenden und des Publikums.
Insbesondere das Interesse des Publikums an Abwechslung, Diversität und einer reichhaltigen starken Kinolandschaft ist zu fördern.
In einer Welt voller etablierter Marken, dominiert von Adaptionen, Sequels und einem erschreckenden Beharren auf dem Bewährten kann sich allerdings das Unerwartete aktuell nur sehr geringe Chancen auf Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Programmierung, Besprechung und Wahrnehmung machen.
Als Zusammenschluss gleichgesinnter Film- und Kinofachleute und ihrer Organisationen aus allen Bereichen des Filmemachens und der Filmauswertung sind wir realistisch. Wir wissen um Marktzwänge und um die sich veränderten Rahmenbedingungen, die das Medium Film grundsätzlich berühren. Wir sehen darin einen Ansporn, dafür zu kämpfen, dass ein vielfältiges, künstlerisch und kulturell ambitioniertes Filmemachen eine Zukunft hat.
Für diese Zukunft werden aus unserer Sicht eine grundlegende Reform der Filmföderung in Deutschland notwendig, wie wir sie hier vorstellen: